Die Salzkavernen

 

 

 

 

 

 Als 1972 die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (SGW) mit der Soleförderung begonnen hat, änderte sich vieles in unserer Nachbarschaft.

 

Die ersten Bohrplätze entstanden, Rohrleitungen wurden verlegt und unsere Heimat wurde nach und nach auf links gedreht. Anwohner mussten die Flächen für die Bohrplätze verkaufen und dem Leitungsbau zustimmen, Widerstand war aufgrund des geltenden Bergrechts zwecklos.

 

Das alles geschah ohne die Anwohner oder Betroffenen, noch die Gemeinde Epe oder die Stadt Gronau darüber zu informieren was das für Folgen haben wird. Ganz im Gegenteil es wurde immer erklärt, dass alles sicher sei und nichts passieren kann. Wurden plötzlich Brunnen trocken, Keller nass oder entstanden Risse im Mauerwerk, obwohl in der Nähe gebohrt oder eine Pipeline verlegt wurde hatte das natürlich nichts mit den Aktivitäten der SGW zu tun.

 

Seit 1976 wird in den Kavernen Öl und Gas gespeichert. Seitdem wird unsere Nachbarschaft kontinuierlich industriell ausgebaut. Die SGW bemüht sich dieses Gebiet wie ein Naturschutzgebiet aussehen zu lassen. Diese Bemühungen haben anscheinend auch die Naturschutzverbände dazu bewogen sich nicht gegen den Ausbau des Kavernenfeldes zu stellen. Doch wenn man hindurchfährt ist der Charakter eines Industriegebiets deutlich zu erkennen.

 

 

 

Welche Gefahren bestehen:

 

Zuerst einmal sind da die offensichtlichen Gefahren zu betrachten. Das sind z.B. Unfälle die auf menschliches Versagen, durch Materialfehler oder Ermüdungserscheinungen zurückzuführen sind:

 

 1978 gab es einen größeren Störfall, bei dem rund 10 000 bis 15 000 Liter Öl in die Umwelt und damit in Vorfluter und sogar in den Flörbach gelangten. Ein defekter oder nicht vollständig geschlossener Schieber im Leitungssystem war – WN-Berichten zufolge – damals die Ursache. Der Schaden wurde bei einer morgendlichen Kontrollfahrt durch SGW-Mitarbeiter entdeckt. Feuerwehr, Polizei und das – damals zuständige – Bergamt Marl nahmen gemeinsam die Arbeit auf. 35 Polizeibeamte und 50 Feuerwehrleute waren an dem Einsatz beteiligt. In der Nähe des damaligen Vogelparks (bei Gleis) gelang es, den Öl-Fluss Stunden nach der Entdeckung der Leckstelle zu stoppen – das Öl wäre sonst in die Niederlande geflossen. „45 Ölsperren mussten in dem vier Kilometer langen Katastrophengebiet errichtet werden“, schrieben damals die WN. Mehr als 200 Sack Bindemittel wurden eingesetzt, um das Öl von den Gewässern abzuschöpfen. Die ölige Masse wurde anschließend laut WN-Bericht zur Sondermülldeponie nach Ochtrup gebracht.

 

Der Ölalarm hat sich nicht als Katastrophe erwiesen“, zog am Ende Ortwin Lopau, damals Technischer Leiter der SGW, Bilanz. Die Bauern im Kottiger Hook hofften seinerzeit aber nach dem Vorfall endlich einen Anschluss an die städtische Wasserleitung zu bekommen.

 

2007 ereignete sich eine weitere große Betriebsstörung im Bereich der SGW im Amtsvenn. Damals trat Öl auf einer SGW-Betriebsfläche in unmittelbarer Nachbarschaft des jetzigen Ölaustrittsgebietes aus – und zwar in erheblichen Mengen. Ursache war nach WN-Informationen eine korrodierte Armatur. Der Schaden, so machte die SGW deutlich, wurde seinerzeit saniert.

 

2009 wurde die Hauptsoleleitung undicht. Darauf hin wurde die Rohrleitung an zahlreichen Stellen freigelegt und umfassend kontrolliert. Auch eine Druckprüfung wurde erfolgreich durchgeführt. Um ganz sicher zu gehen, hatte die SGW beschlossen, die komplette Leitung zu erneuern.

 

2010 wurde vor der Sanierung diese Leitung wieder undicht. Diesmal liefen 200.000 Liter Sole aus.

 

2014 Ende Februar wurde bei der Ölkaverne S5 ein Druckabfall festgestellt. Die SGW entlastete umgehend die Ölkaverne und untersuchte die Kaverne und ihre Zuleitung sehr gründlich. Genau wie bei der Soleleitung 2009 ergaben sämtliche Untersuchungen keinen Hinweis auf eine Undichtigkeit weder der Rohrleitung noch der Kaverne. Obwohl ein Druckabfall registriert worden war, wurde die Kaverne wieder verschlossen, um langsam den normalen Lagerbetrieb fortzusetzen.

 

Ca. zwei Wochen später trat dann Öl an die Erdoberfläche. (Stand 17.07.2015   73000 Liter Öl) Der Supergau, der von der SGW als unmöglich bezeichnet wurde, ist doch wahr geworden. Die SGW setzt alle Hebel in Bewegung, um den Schaden zu begrenzen und um die Ursache zu finden. Nach drei Monaten intensivem Suchen steht dann endlich fest, die Rohrtour der S5 ist bei 217 m undicht. Eine Rohrverbindung hat sich gelöst. Warum?

 

2014 im Mai wurde bei der S58 und im Juni an der S70 „beides Gaskavernen“ ein Druckanstieg festgestellt. Eine Schweißverbindung des Sicherheitsventils hatte sich gelöst. Auch dieses Szenario wurde von dem Sprecher der E.ON Dr. Peter Klingenberger als unmöglich abgetan.

 

2014 im Juni wurde eine Sicherheitsabschaltung an der S78 ausgelöst, durch einen technischen Defekt an der elektronischen Steuerung der Kaverne.

 

 

Das waren öffentlich gewordene Unfälle. Aufgrund der Aussagen von Mitarbeitern der ansässigen Unternehmen hat es noch mehr Ereignisse gegeben.

 

Wir müssen davon ausgehen, dass noch weitere Unfälle geschehen werden.

 

 

 Die Kavernen bringen aber noch weitere Risiken mit sich:

 

Eine Salzkaverne muss als plastischer Körper betrachten werden. Der Hohlraum, der beim Aussohlen entsteht, würde über längere Zeit komplett verschwinden, weil das Salz ungehindert in den Hohlraum kriecht und dieser somit verschwindet. Im normalen Kavernenbetrieb wird der Druck in den Kavernen so hoch gehalten, dass dieser Vorgang (Konvergenz) nur langsam geschieht. Als grober Richtwert wird ca. 1% des Kavernenvolumens pro Jahr angenommen. Das sind bei der S80 z.Bsp.  (345.200qm Volumen)    ca. 3.452qm Erde pro Jahr, die an der Erdoberfläche auf einem Radius von ca. 2 Kilometer nachsacken. Die SGW hat mittlerweile 114 Kavernen gesohlt.

 

Die Auswirkungsradien überschneiden sich und so entstehen unterschiedliche Absenkungen, die im Kavernenplan dargestellt sind. Nach Berechnungen der SGW war das Kavernenfeld in 2013 im tiefsten Punkt um 70 cm abgesackt. Am Rand des Kavernenfeldes betrug die Senkung 2 cm. Jetzt stellt sich die Frage, warum die Kavernen nicht mit dem nötigen Druck betrieben werden, damit die Kavernen nicht konvergieren.

 

Der Schwachpunkt der Kaverne ist das Kavernendach, der oberste Teil der Kaverne. Dieser ist nicht in der Lage den hohen Druck aus dem unteren Teil der Kaverne stand zu halten. Wenn in der Kaverne ein flüssiges- oder gasförmiges Medium eingelagert ist, verteilt sich der hohe Druck unten in der Kaverne auf die ganze Kaverne. Somit liegt am Kavernendach ein zu großer Druck an und das Kavernendach würde Risse bekommen und das eingelagerte Medium würde in die darüber liegenden Erdschichten auslaufen, so wie beim Ölunfall geschehen. Dies geht eindeutig aus dem „Kurzgutachten zur Langzeitsicherheit von Solungskavernen im Salzstock Etzel“ von Dr. Ralf E. Krupp hervor.

 

Die SGW sagt zur Endverwahrung der Kavernen, dass diese mit gesättigter Sole verfüllt und dann verschlossen werden. Infolgedessen wird irgendwann der Druck in der Kaverne so hoch ansteigen, dass das Kavernendach undicht wird. Die eingelagerte Sole wird ins Deckgebirge gedrückt und dann an die Erdoberfläche kommen. Da die Kavernen großflächig verteilt sind, wird die Sole das Grundwasser und wahrscheinlich auch das Trinkwasser verunreinigen. 

 

Sole an der Erdoberfläche vernichtet die Vegetation und vertreibt die Tierwelt sowie die Anwohner. Im Laufe der Zeit wird das komplette ausgesolte Volumen der Kavernen verschwinden und dementsprechend wird sich das Kavernenfeld absenken.

 

Die SGW hat als Prognose eine Erdabsenkung von 2 mtr angegeben. Dabei geht die SGW davon aus, dass die Kavernen stabil zuhalten sind. Nach den Ausführungen des Dr Ralf E. Krupp ist dies ja mit Sole nicht möglich, somit werden die Absenkungen um ein vielfaches höher sein.

 

Als Folge der Absenkung, bilden sich an einigen Gebäuden im Kavernenfeld Risse. Diese werden von der SGW kategorisch nicht als Bergschäden anerkannt.

 

Außerdem gerät der Wasserhaushalt im Kavernenfeld durch die Absenkung aus dem Gleichgewicht. Die SGW hat bereits von der Einführung eines Wassermanagement gesprochen.

 

Hierdurch steigt auch das Hochwasserrisiko. Auch hier blockt die SGW ab. Eine Anerkennung solcher Schäden bzw. Regulierung durch die SGW wird abgelehnt.

 

Anwohner des Kavernenfeldes beklagen sich auch über Störgeräusche mit einer sehr tiefen Frequenz, die durch den Kavernenbetrieb entstehen. Auch diese "Brumm"geräusche werden Seitens der Bezirksregierung und der SGW als nicht vorhanden abgetan.

 

 

 

Der Staat muss deshalb auch seiner Fürsorgepflicht gerecht werden und den Bürgerinnen und Bürgern die Geltendmachung von Schadenersatz ermöglichen! 
Dazu gehört u.a.:

  • Kontrolle des Bergbauunternehmens (Abbauverhalten, 
  • Messung von Schieflagen, Horizontalverschiebung, ...
  • Messung von Erderschütterungen...
  • Messungen von Störgeräuschen
    • für Gebäude
    • für Menschen